Obstlehrpfad
Der Obstlehrpfad in Nußloch, das Wie und Warum
Das Landschaftsbild im westlichen Bereich von Nußloch wird durch den kleinparzellierten Streuobstbau, den geschlossenen Wiesenbereich und den landwirtschaftlichen Gehöften mit seinen Ackerflächen geprägt.
Die Flurbereinigungsbehörde stellte sich die Aufgabe, die Durchschneidungsschäden durch den Bau der B3-Umgehungsstraße so zu beheben, dass die typische Landschaft erhalten blieb und trotzdem durch eine auf Ausgleich gerichtete Neugestaltung die Interessen der Landwirtschaft, der Kleingärtner und des Landschaftsschutzes zu berücksichtigen.
Der Streuobstbau hat in Nußloch eine große Tradition. Aus diesem Grund war es fast zwingend, hier einen Obst-Lehrpfad durch eine der schönsten Streuobstbereiche des Rhein-Neckar-Kreises zu legen, der gleichzeitig den Höhepunkt des Blütenweges Bergstraße von Darmstadt nach Wiesloch bildet.
Der Obst-Lehrpfad soll den Betrachter darüber aufklären, welchen Stellenwert der Obstbau in unserer Kulturlandschaft hat.
- Welche klimatischen und bodenmäßigen Voraussetzungen erforderlich sind.
- Die wichtigen Aufgaben im Landschaftsschutz und hier vor allem für das Leben der Vögel und Insekten.
- Die für den Verbraucher notwendigen Angaben.
All das kann man zwar nicht erschöpfend behandeln, aber es sollen Denkanstöße gegeben und vor allem das Interesse am Streuobstbau wieder neu geweckt werden.
Gerade im Flurbereinigungsverfahren erforderte der Steuobstbereich eine Menge Kleinarbeit und ein behutsames Einfühlungsvermögen, da viele Grundstückseigentümer Wert auf die Zuteilung ihrer Grundstücke in diesem Bereich legten. Dass sich die Arbeit gelohnt hat kann man vor Ort sehen.
Viele Neuanpflanzungen, gestützt durch die kostenlose Abgabe von ca. 800 Obstbäumen durch die Teilnehmergemeinschaft, beleben die Landschaft. Auch die landschaftspflegerischen Maßnahmen, wie die Bepflanzung entlang von Wegen und sonstigen geeigneten Stellen, sowie die Innenbepflanzung von Gräben, ergänzen dieses Bild.
Hoffen wir, dass der Obst-Lehrpfad noch vielen Bürgerinnen und Bürgern Freude bereitet und weitere Anregungen gibt.
Gestaltung des Obst-Lehrpfades
Auf einer Länge von ca. drei Kilometern führt der Obst-Lehrpfad im Hangniederungsgebiet durch eine der landschaftlich reizvollsten Gemarkungsteile. Entlang des Sauwiesenweges, des Mittelgewannweges und der Alten Bruchsaler Straße, bis hin zum Gräfelskreuz, wurden 32 Hinweistafeln aufgestellt, die über die Obstbaumsorten gezielte Informationen geben. So mancher älterer Besucher wird dabei sicherlich Namen entdecken, die ihm von früher noch recht gut in den Ohren klingen.
Wenn Menschen einer Region zu einer bestimmten Obstsorte eine Beziehung haben, so ist dies bei einheimischen Nußlochern die Zwetschge. Die zuckersüße Honigzwetschge, die auf der Gemarkung in reiner Wildform vorkommt, fand in zurückliegender Zeit vielfache Verwendung. Nicht umsonst gab es im Ort einstmals ein "Zwetschgenfest". Ob gebacken, gekocht oder in "flüssiger Form", für alles war die Zwetschge zu gebrauchen. Landwirtschaftliche Versuchsanstalten haben übrigens die Naturform der "Nußlocher Zwetschge"ebenfalls entdeckt und führen schon seit geraumer Zeit damit versuche durch, indem sie Reiser entnehmen und auf andere Arten auftropfen.
Die gute Luise, Clapps Liebling, Schweizer Wasserbirne etc. Viele Namen wird man vorfinden, die Erinnerungen wachrufen.
Der Naturraum von Nußloch ist vielschichtig gestaltet. Wiesen, Felder und Wald prägen von alters her das Landschaftsbild. Im Hangniederungsgebiet der gesamten Südgemarkung hat sich noch bis in unsere Zeit ein recht artenreicher Obstbaumbestand erhalten, der in mehrfacher Hinsicht neue Bedeutung erlangt.
Obstbaumwiesen stellen in unserer dichtbesiedelten Region ein besonderes Refugium für unsere Tierwelt dar. Vor allem für bestimmte Vogelarten, wie den Gartenrotschwanz, den Wendehals, den Rotkopfwürger und den Grünspecht, sind sie die letzten Rückzugsgebiete. Daneben spielen sie für das räumliche Kleinklima eine zunehmend wichtige Rolle.
Landwirtschaftliche Feldwege, einst ausgebaut um unseren Bauern mit ihren modernen, schweren Fahrzeugen die Arbeit zu erleichtern, werden mehr und mehr von Spaziergängern und Wanderern, auch aus den nahen Städten Wiesloch und Leimen, "entdeckt". An schönen Tagen sind daher diese gut ausgebauten Wege sehr stark frequentiert.
Neupflanzungen
Nach Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens zeigte sich bei der Bestandserfassung der alten Streuobstbestände, dass eine Vielzahl von Obstbäumen die Lebensgrenze erreicht hatte und ersetzt werden musste. Um daher bei den späteren Neuzuteilungen der Grundstücke keine Lücken im Landschaftsbild entstehen zu lassen, bereitete man rechtzeitig Neupflanzungen vor. Als Ersatzbäume wählte man alte und bewährte Lokalsorten, die wenig Pflege erfordern und vor allem ungezieferresistent sind. Um die beteiligten Grundstücksbesitzer hierfür auch zu gewinnen, wurden vom Flurbereinigungsamt nach dem Abschluss über 800 junge Obstbäume kostenlos an den entsprechenden Personenkreis verteilt und die Neupflanzungen überwacht.
Eine alte Tradition wurde somit auf Nußlocher Gemarkung weiter fortgesetzt: Obstbäume binden in charakterischer Weise die Ortslagen in die Landschaft ein, Obstbaumreihen markieren interessante und wichtige Wegführungen.
Mitwirkende
Der Obst-Lehrpfad entstand unter Mitwirkung:
- des Flurbereinigungsamtes
- der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Nußloch
- der Gemeinde Nußloch
- des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis - Obstbauberatungsstelle
- durch den Naturpark-Neckartal-Odenwald
- des Deutschen Bundes für Vogelschutz, Ortsgruppe Leimen-Nußloch